Putzen, ohne zu stürzen: Rund 60 Verletzte pro Tag bei alljährlichem Frühjahrsputz

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Mehr als 24.000 Verletzungen ereigneten sich im vorigen Jahr gerade bei Reinigungsarbeiten im eigenen Haushalt. Beachtet man die Zahlen der letzten fünf Jahre, ist die Tendenz steigend. Ein nicht zu unterschätzender Anteil der Verletzungen passiert gerade bei einem Frühjahrsputz: in den Monaten März und April verletzen sich durchschnittlich circa 60 Personen pro Tag so schwer, dass sie eine Krankenhausbehandlung in Anspruch nehmen müssen. Dabei sind noch immer gerade die Frauen mehr gefährdet sich bei einem Frühjahrsputz zu verletzen. Dennoch greifen auch Männer immer häufiger zu Wischmopp und Co. – wie die aktuellen Unfalldaten des KFV belegen. Der Männeranteil am Verletzungsgeschehen nahm in den vergangenen Jahren nämlich zu: von 18 Prozent im Jahr 2018 auf 26 Prozent im Jahr 2022.

Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen erwacht nach einem langen Winterschlaf nicht nur die Natur, sondern auch die Lust die eigenen vier Wände zu verschönern. Denn wer kennt das nicht? Sobald die Sonne durch die Fenster scheint, hat man das Gefühl, das vertraute Zuhause würden in einem Meer voller Staub versinken. Spätestens dann, wenn jeder Fingerabdruck auf der Fensterscheibe sichtbar wird, entscheiden sich viele etwas dagegen zu tun – es wird gewischt, entstaubt und gewaschen. Und obwohl dies alltäglich und harmlos klingt, kann diese Tätigkeit mitunter riskant sein.

Nicht nur die Natur erstrahlt im neuen Glanz, auch unser vertrautes Heim soll es tun. Doch gerade beim Frühjahrsputz werden die kleinen Gefahrenquellen verharmlost und das Verletzungsrisiko falsch eingeschätzt.  „In der vertrauten Umgebung rechnet man nicht mit einem großen Unfallrisiko. Aus Bequemlichkeit wird oft beispielsweise auf das Fensterbrett gestiegen, anstatt eine stabile Leiter zu benützen. Aber auch bei einer Leiter muss man vorsichtig sein. Viele greifen zu einer Klappleiter, bei der man sich nicht mit der Hand anhalten kann. Hier kann man sehr schnell den Schwerpunkt verlieren und von der Leiter herunterfallen. Aber auch rutschige Socken oder lockere Hausschuhe sorgen immer wieder für plötzliche Stürze,“ warnt Dr. Johanna Trauner-Karner, Leiterin der Abteilung Sport- und Freizeitsicherheit im KFV.

Sturz nach wie vor Unfallursache Nummer eins

Die meisten Verletzungen bei Reinigungsarbeiten im Haushalt werden durch Stürze verursacht (61%), gefolgt von Kontakt oder Zusammenprall mit statischen oder fallenden Gegenständen (20%). Auf Platz drei sind Verletzungen durch scharfe und spitze Gegenstände (10%). Dabei spielen mit 49 Prozent die Ablenkung, Hektik oder Unachtsamkeit die größte Rolle. „Ganz gefährlich sind die Treppenstürze, oder Stürze von einer Leiter, beziehungsweise das Balancieren auf einem Sessel bei Putzarbeiten,“ so Trauner-Karner ergänzend.

Drei von vier Verletzten sind weiblich
Die Ergebnisse einer Umfrage des KFV zeigen: 86 Prozent aller in Österreich lebenden Personen putzen regelmäßig ihren Wohnbereich. Während jedoch lediglich vier Prozent der Frauen angeben, selten oder nie zu putzen, ist dieser Wert bei den Männern sechsmal so hoch (24 %). Entsprechend höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass gerade Frauen bei Reinigungstätigkeiten im Haushalt verunfallen. Dies belegen auch die aktuellen Unfalldaten: drei von vier Verletzen (74%) sind weiblich. Eine interessante Entwicklung hingegen ist, dass der Anteil an verletzten Männern in den vergangenen Jahren deutlich zunahm. Dies lässt vermuten, dass sich mehr Männer als noch vor fünf Jahren, den Reinigungsarbeiten im Haushalt widmen.

Auf Sicherheit von Kindern achten!
Wenn in dem eigenen Haushalt auch Kinder leben, ist es wichtig die Sicherheitsmaßnahmen zu erhöhen. Gerade bei kleineren Kindern sollte man darauf achten, Putzmittel nicht unbeaufsichtigt lassen oder leicht erreichbar aufbewahren. Auch herumstehende Leiter sind für die Kleinsten sehr verlockend und können schnell zu Verletzungen führen. „Sollten Sie Fenster putzen, denken Sie bitte immer daran, beim Verlassen des Raumes ihre Kinder immer mitzunehmen, oder alle Fenster zu verschließen, bevor Sie weggehen,“ appelliert Trauner-Karner auf alle Erziehungsberechtigten und Aufsichtspersonen .

Konzentration und Risikoabschätzung zur Vermeidung von Unfällen
Um Unfälle zu vermeiden ist es wichtig, auf das eigene Wohlbefinden zu achten: fühlt man sich geschwächt, müde oder kraftlos, sollte man den Frühjahrsputz lieber verschieben. Denn gerade bei fehlender oder eingeschränkter Konzentration passieren Unfälle schneller.

„Planen sie ausreichend Zeit für Ihr Putzvorhaben ein, weil Überanstrengung und Hektik immer das Unfallrisiko erhöhen. Steigen Sie auch niemals auf Stühle und stapeln Sie auch diese niemals auf Tischen. Empfohlen sind geprüfte Leiter. Diese sollte man so platzieren, dass man weder nach links noch nach rechts balancieren muss. Auch ist es zu vermeiden, verschiedene Gegenstände und Putzutensilien herumliegen zu lassen, da diese eine Stolperfalle darstellen. Bitte, steigen Sie niemals beim Fensterputzen auf das Fensterbrett. Wenn keine passende Leiter vorhanden ist, ist es besser zu Reinigungsgeräten mit einem langen Stiel zu greifen,“ so Trauner-Karner abschließend.

Tipps für mehr Sicherheit bei Reinigungstätigkeiten

  • Überanstrengung und Hektik erhöhen das Unfallrisiko. Planen Sie daher ausreichend Zeit für den Frühjahrsputz ein und legen Sie regelmäßige Pausen ein.
  • Gute Planung ist alles: Unterteilen Sie die Aufgaben im Haushalt in solche, die täglich, wöchentlich, monatlich oder auch nur halbjährlich erledigt werden müssen.
  • Eine standsichere Leiter mit rutschsicheren Standfüßen und Trittflächen sollte in keinem Haushalt fehlen. Stühle, Tische oder andere Einrichtungsgegenstände sollten nicht als Steighilfen verwendet werden.
  • Lesen Sie die Produktetiketten sorgfältig und befolgen Sie die Sicherheitsempfehlungen und -hinweise.
  • Bewahren Sie Haushaltschemikalien stets im Originalbehältnis auf. Die Produkthinweise enthalten wichtige Informationen für den Notfall.
  • Reinigungsmittel nicht mischen oder unmittelbar hintereinander anwenden! Dadurch können gefährliche chemische Reaktionen in Gang gesetzt werden.
  • Beseitigen Sie Stolperfallen wie lose Kabel oder rutschende Teppiche.
  • Alle Hilfsmittel zum Putzen so platzieren, dass man nicht darüber stolpert.
  • Überprüfen Sie die Einsatzbereitschaft von Feuerlöscher und Rauchwarnmeldern.
  • Befinden sich Kinder im Haushalt, beim Lüften und Fensterputzen immer nur ein Fenster öffnen und die Kinder stets beaufsichtigen.
  • Tragen Sie bei Reinigungsarbeiten zweckmäßige Kleidung, in der Sue sich gut bewegen können. Diese sollte aber weder zu eng noch zu weit sein, damit sie nicht an Gegenständen hängenbleiben. Weiters sind auch gutes Schuhwerk mit rutschfester Sohle Grundvoraussetzung für einen sicheren Frühjahrsputz.
  • Fürs Fensterputzen Reinigungsgeräte mit Teleskop-Stiel verwenden, niemals auf die äußere Fensterbank steigen! Wir empfehlen, falls es Ihnen möglich ist, zum Fensterreinigen – insbesondere bei (Kasten)Fenstern in Gründerzeithäusern – professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Quelle Kuratorium für Verkehrssicherheit am 21. März 2023 um 09:22 Uhr


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