Mit der Gründung der Radland NÖ GmbH, der Agentur für aktive Mobilität, im Frühjahr 2021 wurde ein neues Kapitel in Sachen Mobilität in Niederösterreich aufgeschlagen. Radfahren und das Zufußgehen werden seither nicht nur durch Infrastrukturausbau gefördert, denn das Team rund um Susanna Hauptmann widmet sich im Speziellen der Bewusstseinsbildung rund um aktive Mobilität. „Um unser Ziel – den Anteil der zu Fuß und mit dem Fahrrad zurückgelegten Wege in Niederösterreich auf 44 Prozent zu verdoppeln – ist es nötig, dass Infrastrukturausbau und Bewusstseinsbildung Hand in Hand gehen. Denn unsere Wege beginnen nicht auf der Straße, sondern bereits viel früher – nämlich im Kopf“, sagt Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko, der auch betont: „Daher ist es wichtig, die Vorteile und Vorzüge aktiver Mobilität in die Köpfe der Menschen zu bringen und so den ersten und gleichzeitig wichtigsten Schritt hin zu einer Weiterentwicklung des individuellen Mobilitätsverhaltens gemeinsam zu gehen.“
Der gestern erstmalig einberufene Expertenbeirat der Agentur, bestehend aus Dr. Astrid Gühnemann, Leiterin des Instituts für Verkehrswesen und Professorin für Verkehrswesen für eine nachhaltige Entwicklung an der Universität für Bodenkultur Wien, DI Rudolf Scheuvens, Professor für örtliche Raumplanung und Stadtentwicklungsplanung am Institut für Raumplanung und seit 2013 Dekan der Fakultät für Architektur und Raumplanung der TU Wien sowie Verkehrssicherheitsexperte DI David Nosé, Leiter Verkehrstechnik und Unfallforschung beim ÖAMTC, unterstrichen die essentielle Bedeutung der Bewusstseinsbildung. „Ich freue mich sehr, dass für die neue Agentur ein Beirat von ausgewiesenen Expertinnen und Experten gewonnen werden konnte, der umfassendes Fachwissen aus Praxis und Wissenschaft vereint und auf diese Weise zur grundlegenden strategischen Ausrichtung der Agentur beitragen wird“, so Schleritzko weiter.
„Neben dem Infrastrukturausbau ist ein kultureller Wandel entscheidend, wenn es darum geht, nachhaltige und aktive Mobilität zu fördern“, unterstreicht Rudolf Scheuvens. Beispielsweise bieten Änderungen der Lebenssituation – etwa durch Umzug oder Familiengründung – Gelegenheiten, das eigene Mobilitätsverhalten neu auszurichten. Diese Chance gilt es zu nutzen, um den Menschen bewusst zu machen, was an Gesundheit und Lebensqualität durch das Radfahren und das Zufußgehen im Alltag dazugewonnen werden kann.
„Um das Radfahren zu fördern ist ein Angebot an entsprechender Radwegeinfrastruktur sehr wichtig, aber das allein führt nicht zum Ziel“, betont auch Astrid Gühnemann. Bewusstseinsbildung in diesem Bereich sei ein ganz zentraler Punkt, so Gühnemann: „Und es ist auch nötig, dass Planerinnen und Planer ihren jeweiligen Horizont erweitern, um die Mobilitätsbedürfnisse der Menschen umfassend zu begreifen.“ Verkehrssicherheitsexperte David Nosé verweist darauf, dass dem Radfahren viel zu oft unberechtigte Vorurteile entgegengebracht werden – vor allem von Nicht-Radfahrenden. „Es brauche daher beispielsweise attraktive Incentives und glaubhafte Vorbilder, um die Menschen zu motivieren, Radfahren und bewusstes Zufußgehen auszuprobieren und dadurch ihre eigenen, positiven Erfahrungen zu machen“, sagt er.
Die Radfahrbeauftragte des Landes und Geschäftsführerin von Radland NÖ, Susanna Hauptmann, ist dankbar für den wertvollen inhaltlichen Austausch und die fachliche Expertise der Beiratsmitglieder. „Als Mobilitätspsychologin war für mich immer klar, dass bewusstseinsbildende Maßnahmen wichtig sind, wenn es darum geht, das Mobilitätsverhalten der Menschen weiterzuentwickeln. Kurse & Workshops, Informationsservices, Wettbewerbe & Zertifizierungen, Gewinnspiele & Veranstaltungen – um nur die wichtigsten Formate zu nennen – führen die Vorteile des Radfahrens und Zufußgehens immer wieder vor Augen. Dass der Weg von Radland Niederösterreich nun auch von unserem Expertenbeirat klar unterstützt und die Wichtigkeit der Bewusstseinsbildung maßgeblich herausgestrichen wird, ist für mich von großer Bedeutung.“
Quelle Amt der NÖ Landesregierung am 21. Februar 2022 um 08:13 Uhr